Die drei ewigen Fragezeichen: Verschwörungstheoretiker

Da hat wohl jemand das Buch nicht gelesen: Eine Gedenktafel in Aachen wurde beschmiert, der/die unbekannte Täter/in leugnet offenbar den Zweiten Weltkrieg… und fügte ausgerechnet den Buchtitel von Orwells Anti-Totalitarismus-Klassiker hinzu, der zwischen 1946 und 1948 entstand.

 


DREI BEISPIELE TYPISCHER VERSCHWÖRUNGSTHEORETIKER


In letzter Zeit wächst die Zahl der Verschwörungstheoretiker rapide, denn sie bekommen mehr als genug Futter: Ukraine, Gaza, NSA sind die beliebtesten Themen.

Bei den vielen Verschwörungstheoretikern und -Praktikern in Foren, auf Facebook (und manchmal sogar draußen auf der Straße!) sollte man allerdings unterscheiden:

1. Da gibt es die, die sich umfassend informiert haben. Sie wollen sich gegen die Totalüberwachung durch den Staat wehren und verzweifeln daran, dass es längst keinen mehr interessiert, ob Fremde ihre privatesten Gespräche, Bilder usw. einsehen und auswerten können.
Lieblingssatz: „LIEST HIER IRGENDJEMAND AUßER MIR WIKILEAKS?!“

2. Dann gibt es die Verschwörungstheoretiker, die sich überhaupt nicht informiert haben, weil das aufwändig ist und sie ja eigentlich nichts sagen möchten, außer das genaue Gegenteil der etablierten Medien. Es ist ziemlich einfach, diese Art der Verschörungstheoretiker zu erkennen, denn sie argumentieren nicht wirklich, sondern lehnen Information im Allgemeinen ab. Meistens glauben sie nur noch sich selbst und das macht einsam – zum Glück haben sie das Internet.
Lieblingssatz: „lüge zensur lüge das ist ja wie in diesem… dingsda… buch!“

3. Die dritte Gattung der Verschwörungstheoretiker ist aber – im Gegensatz zu dem ersten, fast hilfreichen Recherche-Junkie und dem zweiten, sturköpfigen Bildungs-Allergiker – ein großes Problem:

Sie haben sich zwar umfangreich informiert, aber nicht bei den ihnen verhassten etablierten Medien, denn dort haben ja bekanntlich alle JournalistInnen entweder einen Pakt mit dem Teufel Regierung bzw. Wirtschaft geschlossen oder aber man hat die JournalistInnen einer Gehirnwäsche unterzogen, um sie lammfromm und treudoof zu machen. ReporterInnen, die live aus Kriegsgebieten berichten und dafür ihr Lebens aufs Spiel setzen, wird weniger geglaubt als HobbyjournalistInnen, die den ganzen Tag zu Hause am Computer sitzen. Denn so ist es doch: Wer wirklich kritische und unabhängige Nachrichten möchte, der informiert sich via Neopresse, Politically Incorrect News, Netzfrauen, Junge Freiheit, ZeitgeistOnline und so weiter und so fort… Da ist ehrenhafter, aufwändig recherchierter Spitzenjournalismus garantiert! Nicht.
Lieblingssatz: „Sie argumentieren wie es das Leitbild vorschreibt.“

Zugegeben, auch einige ausgebildete JournalistInnen renommierter Zeitungen und Nachrichtenmagazine halten sich nicht daran, sobald sie Geld wittern, aber man sollte vielleicht wissen, dass er noch existiert und gilt: Der Pressekodex. http://www.presserat.de/presserat/alternative-startseiten/online-recherchieren/

 

 

 

Eine Antwort zu „Die drei ewigen Fragezeichen: Verschwörungstheoretiker”.

  1. […] Heutzutage kann man sich seine Wahrheit sehr bequem selbst aussuchen: Mainstreammedien sind Müll, kann man sagen, und dann glaubt man eben nur noch das, was Opa Herbert jeden Tag in seinen Verschwörungstheoretiker-Videos brabbelt. Denn es ist so schön einfach. (siehe dazu auch https://cyberpunkjournalism.wordpress.com/2014/09/30/typisierung-verschwoerungstheoretiker/) […]

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..