
Liebe Raucherinnen und Raucher,
23 Jahre lang habe ich euch nicht nur toleriert, nein, ich habe eure freie Entscheidung, euch die Gesundheit zu ruinieren, respektiert, so wie ich auch Selbstmord als Entscheidung eines freien Menschen respektiere.
Einerseits sind in meinem Umfeld Menschen wegen Nikotin sehr krank geworden oder an Lungenkrebs gestorben. Andererseits war Helmut Schmidt immer das sture Gegenbeispiel. In Clubs und Bars habe ich mit euch am Tisch gesessen und durch dichte Rauchschwaden hindurch mit euch lauthals über das (damals neue) unverschämte Raucherdiskriminierungsgesetz von Rot-Grün geschimpft.
Als der Raucherbereich in unserer Lieblingskneipe nach langem Kampf geschlossen wurde, habe ich mit euch draußen in der Kälte gesessen, aus Solidarität. Ich konnte es sogar nachvollziehen, dass ein paar Geizhälse unter euch ihren Joint so voller Tabak packen, dass er eigentlich eine Zigarette ist. Wer kann schon den ganzen Tag Blunts rauchen, außer vielleicht Snoop Dogg.
Kurz gesagt: Ich war auf eurer Seite – gegen alle Logik.
Aber heute habe ich die Schnauze voll. Wegen einer Lungenentzündung war ich für ein, zwei Wochen ausgeknockt; Antibiotika halfen ganz gut. Sobald ich wieder ausgehen konnte, stand ich als einzige Nichtraucherin mit einer Gruppe Nikotin-Junkies vor einer Bar. Es hat nur ein winziges bisschen Passivrauchen gebraucht, um meine Lunge so kaputtzukriegen, dass normales Atmen neuerdings Luxus ist. Antibiotika kann ich nicht mehr nehmen, damit war ich ja gerade erst fertig. Schickt mir doch bei Gelegenheit deutsches Tierfleisch, denn da sollen bekanntlich verträgliche Dosen Antibiotika drin sein, hafuckingha.
Ich verstehe nicht, warum Menschen im Jahr 2016 noch Zigaretten rauchen. Meiner Erfahrung nach haben in der Schule nur die Leute damit angefangen, die Angst davor hatten, nicht dazuzugehören. Es ist mir egal, wenn sich ein erwachsener Mensch die Lunge zuteeren will. Mach es, es ist dein Leben! Aber ab sofort hält jede/r, der oder die im meiner Gegenwart dauernd rauchen will, nicht nur eine #ArmlängeAbstand (hehe), sondern hat sich aus meiner Umgebung zu verpissen. Und nein, das ist keine Diskriminierung. Wenn Menschen nicht neben einem Atomkraftwerk wohnen wollen, dann diskriminieren sie auch nicht die Atomenergie. Sie haben einfach keinen Bock, elendig unter Schmerzen zu verrecken. Und das ist logisch.
Wenn ihr der Meinung seid, dass es irgendwie cool aussieht, ein Stück zusammengerolltes Papier im Mund zu haben, dann raucht doch lieber Gras. Es riecht besser, es hat in Laborversuchen nachweislich das Wachstum von Krebszellen gestoppt, aber dumm husten könnt ihr damit immer noch. Oder raucht weiter eure arschteuren Zigraretten, aber hört endlich auf zu heulen, weil ihr euch von Barbesitzer/innen, Politiker/innen oder sonstwem in eurer Freiheit eingeschränkt fühlt. Die Gesundheit eurer Mitmenschen ist wichtiger als eure vermeintliche Coolness. Wer neben Kindern raucht, ist bei mir sowieso unten durch. Und selbst wenn irgendwann der apokalyptische Krieg zwischen dem Vegetarischen Staat und der Wurstkrebs-SS ausbricht, dann ist Rauchen immer noch schlimmer, weil man es (im Gegensatz zum Essen) ungefragt anderen Menschen antut.
Aber zurück zur Toleranz: Bringt euch um. Es ist euer gutes Recht. Ich fresse auch so viel Schokolade und trinke so viel Wein, wie es mir passt. Doch wenn ihr euch umbringt, werde ich nicht daneben stehen und Händchen halten. Ich habe dann auch gar keine Hand frei, weil ich in der einen Schokolade und in der anderen ein Glas Rotwein halte. Wir sind natürlich weiterhin Freunde. Egal, wie viele Gliedmaßen man euch in ein paar Jahren amputieren muss.
From MK with amore
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