Hollywood hin, Hollywood her

Carrie Fisher beweist posthum noch einmal ihren Humor.

 

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Carrie Fisher und Hund Gary Fisher auf Twitter.

Als Carrie Fisher für die Rolle der Prinzessin Leia gecastet wurde, war sie ein unsicherer Teenager, schwärmte für ihren viel älteren Schauspielkollegen Harrison Ford und wurde als eine der wenigen jungen Frauen am Set von der Filmcrew aufgezogen und belästigt. So schilderte Fisher es zumindest in ihrem biographischen Roman The Princess Diarist, der wenige Wochen vor ihrem plötzlichen Tod veröffentlicht worden war. Am 27. Dezember 2016 starb die Schauspielerin und Autorin Carrie Fisher im Alter von 60 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Die meisten Menschen kennen Fisher nur in der Rolle der Prinzessin Leia Organa, die sich in Star Wars den Rebellen anschließt, um die Imperialisten zu bekämpfen. Doch im wirklichen Leben war Fisher weitaus rebellischer als die Film-Prinzessin, denn sie wandte sich bewusst von den Eitelkeiten Hollywoods ab. Außerdem sprach sie später öffentlich über ihre bipolare Störung, um anderen Kranken Mut zu machen. Im vergangenen Jahr verlieh ihr die Harvard Universität den Annual Outstanding Lifetime Achievement Award in Cultural Humanism für ihren Aktivismus. Die Begründung: Sie habe mit Kreativität und Empathie den öffentlichen Diskurs über die Themen Sucht, psychische Krankheiten und Agnostizismus weitergebracht.

Wer die amerikanische Schauspielerin nicht nur wegen Star Wars mag, kennt sicherlich auch ihre Auftritte in Blues Brothers (1980) und Harry und Sally (1989). Es wäre jedoch ungerecht, Carrie Fisher nur mit Star Wars und ein paar anderen Filmen zu verbinden. Fisher war eine ausgesprochen hurmorvolle Autorin: Sie schrieb mehrere autobiographische und semi-autobiographische Romane, unter anderem Postcards from the Edge (1987) und Wishful Drinking (2008). Immer wieder machte sie sich über Hollywood lustig, thematisierte das harte Showgeschäft und ihre Drogensucht. „Es ist schön, aber es wiegt mehr als sie selbst.“ Das war Fishers Kommentar zu glamourösen Kleidern. Autogrammstunden, für die sie bezahlt wurde, verglich sie mit einem Lap Dance im Stripclub und Hollywood war für sie die „Celebrity Cafeteria“, in der man immer wieder ehemaligen Kollegen begegnete, die weiter „zerschmelzen“.

Zwischen 1991 und 2005 überarbeitete Fisher zahlreiche Drehbücher – auch für Geroge Lucas – und schreib für The Guardian eine Berater-Kolumne namens Advice from the dark side. Sie sprach offen und nie verbittert über problematische Themen wie Elektroschock-Therapie, tauchte bei Filmpremieren in Normalo-Kleidung statt Glitzerrobe auf und war einfach nicht die Hollywood-Diva, die sie hätte sein können. Stattdessen war sie authentisch.

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Carrie Fisher und Wim Wenders, 1978 (photo by Alan Light)

An ihre erste Schauspielrolle geriet Carrie Fisher wie die meisten: Durch Vitamin B. Ihre Mutter, Schauspielerin Debbie Reynolds, trat 1973 in dem Broadway-Stück Irene auf; die 15-jährige Carrie erhielt eine Nebenrolle. Reynolds und Fisher standen sich sehr nahe, was man auch in der Dokumentation über die beiden Schauspielerinnen sehen kann: Bright Lights: Starring Carrie Fisher and Debbie Reynolds (2016). Reynolds starb einen Tag nach ihrer Tochter an einem Schlaganfall. Mutter und Tochter wurden am 5. Januar 2017 nebeneinander im Forest Lawn Memorial Park, Hollywood Hills, beerdigt. Fisher, die für ihre Ehrlichkeit und ihren Humor bekannt war, riss posthum noch einen Witz: Sie wurde in einer Urne beigesetzt, die wie eine riesige Prozac-Pille aussieht. Prozac ist ein Antidepressivum, das Fisher wegen ihrer bipolaren Störung nahm.

Der von Disney aufgekaufte Star Wars-Franchise steht nun vor einem Dilemma: Soll die immer noch extrem beliebte Figur Leia Organa aus dem Drehbuch herausgeschrieben werden? Oder wird Carrie Fisher digital wiederauferstehen? Fest steht, dass die Star Wars-Filmreihe mit Carrie Fisher ihre wichtigste weibliche Darstellerin verloren hat. Und Hollywood eine kritische Kommentatorin.

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