
Kennst bestimmt schon alle Käse-Witze über seinen Namen: James LaBrie.
„Happy Valentine’s Day“, wünscht James LaBrie dem Publikum, stellt beim Rundblick durch die Menge jedoch fest, dass ernüchternd viele Männer vor der Bühne stehen. Zugegeben, Dream Theater ist – genau wie Opeth und viele andere Progressive Metal Bands – das, was frau sich anhört, um einen nerdigen Kerl zu beeindrucken. Im Gegensatz zu Opeth, die mir selbst als Kneipen-Hintergrundmusik noch zu seicht und öde sind, sind Dream Theater wirklich „progressive“. Keyboarder Jordan Rudess ist ,,nicht von dieser Welt; ein Alien“, wie LaBrie ihn treffend beschreibt. Er baut komödiantische Partituren in melancholische Metalsongs ein, harmoniert perfekt mit den Riffs oder spielt absichtlich gegen sie an. Oft rastet er einfach am Keyboard aus ohne auf seine Noten zu achten. „Er spielt jedes Mal etwas anderes“, bestätigt LaBrie, „Und wenn ich ihn frage, was das war, dann zuckt er nur mit den Schultern.“

Bei Songs wie „Take the Time“ ist der Einfluss von Progressive Rock und Psychedelic deutlich zu hören. John Petruccis Finger rasen über den Hals seiner glitzenden E-Gitarre. Sänger James LaBrie sieht ein bisschen aus wie die Metal-Softies in der Schule rumliefen, die höchstwahrscheinlich Emos gewesen wären, hätte es diese schreckliche Szene schon früher gegeben. LaBrie trägt Jeans mit aufgenähten Totenkopf-Patches und ein graues Kreuzmotiv-Shirt, auf dessen Rückseite in rot glänzenden Buchstaben „Wornstar“ steht. So bin ich wirklich nur im Alter von 13 bis 14 Jahren rumgelaufen (und da hatte ich deutlich weniger Kohle für meine persönliche Garderobe zur Verfügung als ein Rockstar).


Mit ihrer Jubiläumstour huldigt die Band ihrem vor 25 Jahren veröffentlichten Erfolgsalbum „Images and Words“. Das live hundert mal besser klingt als auf Platte bzw. YouTube. Man merkt zum Beispiel erst live, dass John Myung seinem Bass völlig irre Töne entlocken kann und wie krank die Stilbrüche klingen, die ihre HörerInnen in einen trippigen Sog ziehen. Pink Floyd und King Crimson auf LSD hören kann ja jeder. Nächstes Mal ausprobieren: Dream Theater.
Die Kurzkritik: Dafür, dass es „nur“ ein Geschenk für F. sein sollte (Metalbands dürfen in seinem Heimatland nicht auftreten), hatte ich auch übelst viel Spaß. Trotz Erkältung klang der Sänger super. Allein die lange Pause mitten im Konzertabend ließ darauf schließen, dass ein Haufen alter Knacker auf der Bühne stand. ★★★★☆

No filter needed: Hamburg hat uns (wie immer) herzlich empfangen.
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