Wie man Google und Facebook loswird: Alternative Apps für Android

Während Diktatoren die Macht der Medienkonzerne fürchten, weil Menschenrechtsverletzungen heutzutage einfacher publik gemacht werden können, haben EU-BürgerInnen ein ganz anderes Problem:

Konglomerate wie Alphabet oder Facebook Inc. können es sich leisten, auf Gesetze zu pfeifen, denn sie bereichern sich unrechtmäßig an Nutzerdaten und zahlen lachhaft niedrige Steuern. Dass die EU überhaupt damit angefangen hat, an neuen Datenschutzregelungen zu arbeiten, haben wir auch den Enthüllungen von Edward Snowden & Co. zu verdanken. Um die Megakonzerne zur Einhaltung der EU-Richtlinien zu zwingen, kann man sie boykottieren. Dass das funktioniert, sieht man auch an Facebooks umfangreicher und kostspieliger Werbekampagne in Deutschland, mit der Facebook Inc. versucht, seinen Ruf als Datenkrake abzuschütteln. Wer keinen Adblocker benutzt, sieht in letzter Zeit oft einen Facebook-Werbeclip oder so einen Banner hier:

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Screenshot

Der Konzern hat ein Imageproblem und das wundert mich nicht sonderlich, vor allem seit Facebook Inc. auch Instagram und Whatsapp geschluckt hat.

Whatsapp loszuwerden finde ich persönlich am schwierigsten, weil meine Studiengruppe zu faul ist, die App zu wechseln. Wenn ein Referat ansteht, muss ich zwangsläufig Whatsapp nutzen. Dabei sind die alternativen Apps deutlich sicherer und schöner. DatenschutzexpertInnen sowie die Freedom of the Press Foundation, für die auch Edward Snowden arbeitet, empfehlen Signal. Alle Nachrichten werden automatisch verschlüsselt und selbst das Telefonbuch ist sicher vor Zugriff.  Die App funktioniert außerdem nur, wenn sie regelmäßig aktualisiert wird, sodass Sicherheitslücken geschlossen werden können. Die einzige kleine Sache, die mich an Signal stört: Ich muss die App manuell downloaden und updaten, wenn ich weder Google Play noch Apple nutzen möchte.

Telegram ist mit Abstand der am besten gestaltete Messenger und daher super komfortabel in der Nutzung. Man kann geheime Chats, aber auch Kanäle (Channels) starten. Vor allem im Nahen Osten wird die App genutzt, selbst dort, wo die Regierung sie zu filtern versucht. Es gibt also gute Alternativen zu WhatsApp und dem Facebook Messenger. Wer trotzdem durch Gruppenzwang bei Whatsapp bleiben muss, kann der App zumindest den Zugriff aufs Telefonbuch verweigern, was die Nutzung einschränkt, aber eben auch sicherer macht. Es kommt leider immer wieder vor, dass Unternehmen, die ihren KundInnen Datenschutz versprechen, sensible Informationen über Whatsapp verschicken und ihren MitarbeiterInnen das auch noch empfehlen.

Seit ich Facebook und Instagram nicht mehr nutze, kann ich mich besser konzentrieren, bin weniger gestresst und habe mehr Zeit für Hobbys. Bekannte, KollegInnen und Verlage können mich via E-Mail erreichen. Meine besten FreundInnen sehe ich im Real Life, wo das Bier besser schmeckt. Ja, ich verpasse die Posts mancher AutorInnen, JournalistInnen und Satiriker in meinem Umfeld, aber dafür muss ich auch nicht dauernd sehen, was sie essen oder wie hässlich ihre Kinder sind. Mehr zum Thema Social Media-Zwang hier (englischer Artikel „Why we don’t need Social Media, but Social Media needs us“).

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The Verge berichtet (Screenshot)

Apple wird man am besten los, indem man einfach die Finger von diesen schicken, aber überteuerten und selbstverständlich durch Sklaverei gefertigten Produkten lässt. Als Android-Nutzer hat man schon beim Einschalten des Geräts den Appstore Google Play an der Backe. Doch man kann Android komplett ohne Google nutzen. Jailbreak bzw. Rooting sind Eingriffe ins Betriebssystem, die das Gerät sozusagen freischalten. Wie das funktioniert, haben Blogs, die sich vorwiegend mit Hacking und Smartphone-Sicherheit befassen, längst viel besser erklärt, darum lasse ich das jetzt. Es gibt auch Youtube-Tutorials, denen man folgen kann, bis das Handy gerootet ist. Allerdings schafft man dadurch Sicherheitslücken und die Garantie für das Gerät erlischt. Oh, außerdem gehört Youtube seit 2006 zu Google, also zum Megakonzern Alphabet. Statt mein Smartphone zu rooten, habe ich lieber alle Apps, für die man ein Google-Benutzerkonto benötigt, deaktiviert oder gelöscht.  Im Open Source-Appstore F-Droid findet man nicht nur Alternativen zu Google, sondern oft sogar viel bessere Apps. Hier eine Liste meiner Favoriten:

Simple Calender, Simple Gallery, Simple Contacts etc.  Diese Apps sind zwar, wie der Name schon vermuten lässt, nicht so smooth und sexy gestaltet, ersetzen Google Photos & Co. jedoch vollständig.

NewPipe ist wie Youtube in besser. Man kann Videos genau wie auf Youtube anschauen, aber sie auch im Hintergrund laufen lassen, was vor allem für Musik und Hörbücher praktisch ist. Das kleine Pop-Up-Fenster lässt sich auf dem Bildschirm hin und her schieben, damit es nicht im Weg ist, wenn man gleichzeitig noch andere Tabs offen hat. Es gibt eine Downloadfunktion, sodass man Videos und Audios direkt speichern kann. Außerdem: Keine Werbung und keine Kommentare. Mich persönlich nerven die Kommentarschlachten unter Videos bloß, daher werte ich das als Vorteil.

Odyssee ersetzt die Google-App für Musik. Man kann Albumcover und KünstlerInnenporträts automatisch von Last.fm abrufen lassen, sodass man statt der chaotischen Musiksammlung eine bebilderte, nach InterpretIn, Album und Songtitel geordnete Galerie auf dem Handy hat. Einziger Nachteil: Odyssee findet auf meinem Handy nicht alle Ordner mit Musik, weshalb ich alles in einem Ordern zusammenfassen muss. Aber die Musik-Migration von Ordern X und Y zu Z dauert nicht lange und man hat dafür den Überblick über alle Dateien. Außerdem kann man das Layout von Odyssee leicht individualisieren.

Maps: Ja, Google Maps ist total übersichtlich und die am weitesten verbreitete App für Kartographie. Aber man kann auch einfach Karten herunterladen und diese offline nutzen. Abgesehen davon, dass man dann nicht dauernd den eigenen Standpunkt an Google schickt, spart man so auch Datenvolumen. Eine tolle Online-Alternative habe ich noch nicht gefunden.

DuckDuckGo statt Google Chrome. Die neue DuckDuckGo-App ist schneller als die In-Browser-Variante, auch das neue Design ist gut. Musste man vorher noch extra den Suchverlauf aufrufen, kann man jetzt mit einem Tippen auf das Flammen-Symbol alle vorherigen Suchen löschen.

Protonmail statt Google Mail: Protonmail ist ein Schweitzer E-Mail-Anbieter und im Gegensatz zu Posteo & Co. kostenlos. Wer Kohle hat, kann an Protonmail spenden und so dafür sorgen, dass es fürs arme Studentenpack und ArbeiterInnen kostenlos bleibt.

LibreOffice statt Google Docs: Es gibt zahlreiche Reader-Apps, mit denen man Dokumente auf dem Handy lesen und bearbeiten kann. Google Docs kann man also auch getrost löschen.

Zusätzlich lohnt es sich, ein kostenfreies VPN (Virtual Private Network) zu nutzen, falls man Internetsperren umgehen muss. Ich schaue mir zum Beispiel gerne ab und zu italienische Serien an, aber für die Mediathek des Senders Rai brauche ich eine italienische IP-Adresse. Mit einem italienischen VPN kein Problem. Für alles andere ist ein Schweitzer VPN praktisch. Die Internetpolizei im Iran filtert die Kommunikation zwischen meinen Freunden und mir? Pfff… das hätten sie wohl gern!

Nicht vergessen: Wer Open Source-Software nutzt, braucht einen guten Virenschutz. Am besten sucht man ein Antivirus-Programm, das man direkt von der Seite der Anbieterfirma herunterladen kann, sodass man keinen Appstore braucht.

… So habe ich Google und Facebook größtenteils aus meinem Leben verbannt.  😊🖕

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Headline, Financial Times (Screenshot)

Was die politischen Entwicklungen betrifft: Es bleibt spannend. Statt einzelne Personen in Verhören zu grillen, wäre es durchaus sinnvoll, wenn die USA ebenfalls neue Datenschutzgesetze entgegen aller Bemühungen der Tech-Lobby durchbringen könnten.

 

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